Immunwashing durch Firmen? :
Im Schatten von Corona

Ein Kommentar von Nicola von Lutterotti
Lesezeit: 2 Min.
Wie abhängig darf Pharmaforschung von der Industrie sein?
Impfstudien in den Händen der Impfstoffhersteller: Eine aktuelle Impfstoff-Studie illustriert, warum unabhängige Forschung so wichtig wäre.

Das Wohl von Patienten – und teilweise auch von Gesunden, wenn es etwa um Impfungen geht – sollte im Mittelpunkt medizinischer Forschung stehen. Aus diesem Anspruch folgt aber eine wichtige Konsequenz: Die Forschung sollte unabhängig von finanziellen Interessen sein. Umso mehr irritiert, dass gerade angesehene Fachjournale diesen Grundsatz immer wieder ignorieren, indem sie der Pharmabranche eine Bühne zur Selbstdarstellung bieten.

Ein aktuelles Beispiel sind die im „New England Journal of Medicine“ (NEJM) publizierten Ergebnisse einer Studie zur Sicherheit und Wirksamkeit der dritten Corona-Impfung mit dem Vakzin von Pfizer/Biontech. Wie der Methodenteil unmissverständlich offenbart, lag die Verantwortung für die Studie vollständig in den Händen der Impfstoffhersteller. Die beiden Unternehmen mussten sich dabei nicht einmal die Mühe machen, ihre Omnipräsenz hinter einer bekannten Größe aus der Medizin zu verbergen.

Ganz im Gegenteil: Der Adressat für weitergehende Fragen wie auch ein Großteil der Studienautoren stammen aus den Unternehmen. Dass sich das NEJM für eine solche Marketingkampagne hergibt, markiert einen Tiefpunkt in der klinischen Forschung. Denn natürlich: Wer seine Aktionäre zufriedenstellen muss, setzt alles daran, die eigenen Erzeugnisse im besten Licht darzustellen. Wären die Impfstoffhersteller tatsächlich an der Sicherheit ihres Vakzins interessiert gewesen, hätten sie dieses nicht nur bei rund 5000 Probanden getestet, sondern bei Zigtausenden mehr. Bei einer so kleinen Versuchsgruppe verschwinden seltene Komplikationen im Grundrauschen. Es erstaunt daher nicht, dass die Autoren keinen Hinweis auf Herzentzündungen gefunden haben, wie sie schon im ersten Absatz verkünden.

Denn wie aus anderen, sehr viel größeren Untersuchungen hervorgeht, betrifft diese Komplikation etwa einen bis zehn von 100.000 Geimpften und noch dazu vornehmlich Teenager und junge Erwachsene – ein Kollektiv, das in der vorliegenden Studie kaum auftaucht. Dass börsennotierte Unternehmen ihre Produkte schönreden, ist das eine, dass sich die Allgemeinheit dies bieten lässt, das andere. Es ist daher allerhöchste Zeit, derartigen Praktiken ein Ende zu bereiten und Studien, die das menschliche Wohl betreffen, auf unabhängige – sprich öffentlich finanzierte – Beine zu stellen. Was die Sicherheit der Corona-Impfstoffe angeht, hätten wir diese freilich auch einfacher, und zwar mit lückenlosen Impfregistern, ermitteln können. Dass dies hierzulande versäumt wurde, fällt uns nun, da die Bevölkerung zunehmend Impfmüdigkeit erkennen lässt, zentnerschwer auf die Füße.