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Impfung sorgt für lebenslange Immunität

18.08.2003  00:00 Uhr
Pocken

Impfung sorgt für lebenslange Immunität

von Ulrike Wagner, Eschborn

Eine einzige Pockenimpfung schützt wahrscheinlich ein Leben lang vor tödlichen Komplikationen einer Infektion. Darauf lassen Ergebnisse einer amerikanischen Studie schließen. Ein Terroranschlag mit Pockenviren hätte damit viel weniger schwer wiegende Folgen als oft heraufbeschworen.

Erika Hammarlund von der Oregon Health and Science University und ihre Mitarbeiter untersuchten die Antikörpertiter und die zelluläre Immunantwort gegenüber dem Vakziniavirus, das als Impfvirus zur Pockenimpfung eingesetzt wurde. Eine gegen dieses Virus gerichtete Immunantwort schützt nachgewiesenermaßen auch vor einer Infektion mit den echten Pockenviren, die seit 1980 als ausgerottet gelten. Offiziell werden sie nur noch in zwei Labors aufbewahrt und dürfen nicht mehr zu Forschungszwecken eingesetzt werden.

Die Wissenschaftler bestimmten die Immunantwort bei insgesamt 306 Freiwilligen, die ein- oder mehrmals gegen Pocken geimpft worden waren. Bei mehr als 90 Prozent der Probanden, deren Pockenimpfung 25 bis 75 Jahre zurück lag, fanden sie eine humorale oder zelluläre Immunantwort oder eine Kombination aus beidem gegen das Vakziniavirus. Die Antikörpertiter entsprachen noch bis zu 75 Jahre nach der Impfung denjenigen von Probanden, die vor ein bis acht Jahren geimpft worden waren. Die zelluläre Immunantwort ließ hingegen langsam nach – mit einer Halbwertszeit von 8 bis 15 Jahren. Aus verschiedenen anderen Studien folgern die Wissenschaftler jedoch, dass trotz sinkender T-Zell-Antworten ein Immunschutz bestehen bleibt - zumindest als Schutz vor tödlichen Krankheitsverläufen.

Unbestritten bleibt, dass jüngere Menschen, die nie gegen Pocken geimpft wurden, dem Virus ungeschützt ausgesetzt wären. Um die Auswirkungen eines terroristischen Anschlags zu berechnen, gingen die Statistiker jedoch bislang von einer weitgehend ungeschützten Gesamtbevölkerung aus – was nach den neuen Ergebnissen nicht der Realität entspricht.

Ursprünglich nahmen Fachleute an, dass eine Pockenimpfung nur drei bis fünf Jahre lang schützt. Große epidemiologische Studien hatten dann gezeigt, dass 90 bis 95 Prozent der Geimpften viele Jahre und vielleicht sogar lebenslang vor einer Infektion mit Pocken gefeit sind. In diesen frühen Studien führte man dies allerdings auf die wiederholte Exposition mit dem damals noch kursierenden Pockenvirus zurück, erklären die Wissenschaftler in einer Online-Vorabveröffentlichung der Fachzeitschrift Nature Medicine. Spätere epidemiologische Untersuchungen in Europa kamen dann jedoch zu ähnlichen Ergebnissen, obwohl das Pockenvirus dort nur noch sporadisch eingeschleppt wurde.

Wahrscheinlich tragen sowohl die humorale als auch die zelluläre Immunantwort zum Schutz vor der Infektion bei, vermuten die Wissenschaftler. Mithilfe ihrer Ergebnisse reihen sie die Pocken zwischen Erkrankungen Röteln, Polio und Gelbfieber ein: Einmal durchgemacht beziehungsweise dagegen geimpft, schützt die aufgebaute Immunantwort ein Leben lang. Top

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